Eines Morgens stand er einfach da. Stumm und regungslos. Man sah nur seine riesigen Füße. Der Junge des Dorfes, der diese Geschichte erzählt, mochte den Riesen und war neugierig – im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern, die sich furchtbar aufregten, so wie immer, wenn etwas Unvorhergesehenes passierte. Jeder von ihnen hatte eine andere Meinung. Obwohl der Riese keinerlei Bedrohung darstellte und rein gar nichts tat, sondern einfach nur anwesend war, wollten nicht wenige ihn loswerden und einige ihn sogar verjagen. Der kleine Junge jedoch wollte seine eigenen Antworten finden und nach ein paar Tagen wusste er, was zu tun wäre.
Ohne viel Text und mit nur wenig Handlung vermittelt der Autor Alexander Stroh in diesem besonderen Bilderbuch sehr viel zwischen den Zeilen und regt zum eigenen Interpretieren, Diskutieren und auch Philosophieren an. Wie gehen wir mit Neuem, Unerwartetem, Angst in uns Auslösendem um? Was macht der Junge anders als seine Eltern und die erwachsenen Dorfbewohner?
Die Illustrationen des Autors wirken kunstvoll, originell und wie das gesamte Buch einfach besonders. Sie laden zum Erkunden und Eintauchen ein. Und mir gefällt sehr, dass sie mit der Hand und auf echtem Papier gezeichnet wurden. Dies ist heutzutage leider fast schon zu einer Seltenheit in Kinderbüchern geworden.
Wunderbar offen gehalten ist das Ende und jeder wird etwas anderes für sich als Botschaft aus dem Buch ziehen. Ich persönlich habe sofort an die Auflösung eines schon sehr lange bestehenden Familientraumas gedacht – von Generation zu Generation weitergegeben und endlich durch den Jungen erlöst. Ihr merkt also schon, dieses Buch ist nicht "nur" ein Kinderbuch, sondern wird auch in Erwachsenen etwas anregen und zum Schwingen bringen.
"Der Riese am Horizont" (Anzeige)* ist ein besonderes Buch für Kinder und Erwachsene über Ängste und wie wir ihnen begegnen, dessen Ende viel Spielraum für Interpretation lässt und wunderbar die eigene Phantasie anregt.