Die elfjährige Karline und ihr Vater sind ein eingespieltes Team. Doch seit kurzem gibt es noch eine neue Frau in Papas Leben – Arve. Karline hat Sorge, dass Arve den Platz ihrer Mutter einnehmen möchte und denkt an all die bösen Stiefmütter in Märchen. Zum Glück entdeckt sie gemeinsam mit ihren Freunden Grete und Lucas einen versteckten japanischen Garten auf einem verlassenen Fabrikgelände. Dort verbringen die Kinder sehr viel Zeit, hegen und pflegen den Garten, freunden sich mit Imad, einem Jungen aus dem Iran, an und genießen die gemeinsame Zeit in ihrem Rückzugsort. Doch das geliebte grüne Paradies des Vierergespanns droht, einer Tankstelle weichen zu müssen. Wird es den Freunden gelingen, ihren Garten zu retten?
Die Autorin Maike Siebold schreibt nah an der Lebenswelt der Zielgruppe und zeichnet ihre Figuren sehr sympathisch und authentisch. Mit Leichtigkeit und ohne pädagogisch belehren zu wollen, lässt sie auch schwierige Themen unserer Zeit in die Handlung mit einfließen (Patchworkfamilien, Alltag von Flüchtlingen, Bewahrung der Natur). Neben dem leichten, bildhaften Schreibstil und der lebensnahen Handlung, bei der man sich als Leser richtig wie mitten drin fühlt, gibt es noch sehr viel mehr, was mir an diesem Buch gefällt. Zum Beispiel Karlines Onkel Tom, der sie immer nach unterschiedlichen Figuren der Kinderliteratur nennt, die zur jeweiligen Situation passen, und der stets gute Laune zu haben scheint. Oder die klugen Lebensweisheiten, die immer wieder geschickt von der Autorin in die Geschichte eingewebt werden.
Der Leser lernt spielerisch sehr viel über japanische Gärten und buddhistische Gelassenheit, aber auch über Gärtnern und dessen beruhigende und erdende Wirkung auf uns Menschen allgemein. Das Buch weckt die Lust, selbst einen Garten oder mindestens einen Balkonkasten anzulegen. Ich bin dankbar, dass die Autorin nicht unerwähnt lässt, dass "Unkräuter" keine UN-Kräuter sondern Wildkräuter sind. Ergänzen möchte ich, dass viele der Wildkräuter, die immer noch gemeinhin von vielen als "Unkräuter" bezeichnet werden, sogar kraftvolle Heilkräuter für Mensch und Tier sind.
Auch erfahren wir, was ein Flaschengarten ist und am Ende des Buches gibt es sogar eine Anleitung, um solch einen selbst zu basteln. Auf dem schönen naturgrünen Titelbild von Kai Schüttler könnt ihr Karlines Flaschengarten sehen, den sie geschenkt bekommt. Seine schwarz-weiß Illustrationen finden sich über das Buch verteilt und unterstützen das Gelesene sehr gut. Besonders gefallen haben mir die kleinen Vignetten zu Beginn eines jeden Kapitels, die einen Hinweis auf den kommenden Handlungsinhalt geben und neugierig auf das Kapitel machen.
"Karline und der Flaschengarten" (Anzeige)* ist ein wunderbarer Kinderroman über Freundschaft und die Liebe zur Natur, mitten aus dem Leben gegriffen, voller Tiefe und gleichzeitiger Leichtigkeit. Ich habe jede Seite genossen!
Ich danke dem Südpol Verlag für das Rezensionsexemplar!